Menschen mit Behinderung in den Medien
29. Aug 2023Bereits 2021 haben wir die Produktionsfirma Vitamedia aus Köln bei der Protagonisten-Suche für ein TV-Format unterstützt. Damals ging es um das Format "Zum Schwarzwälder Hirsch" auf Vox. In dem Format ging es um den Versuch, 13 Menschen mit Downsyndrom in der Gastronomie zu schulen und ihnen so eine Möglichkeit auf Arbeit im ersten Arbeitsmarkt zu geben.
Die Sendung wurde prominent unterstützt und begleitet durch den bekannten TV-Koch Tim Mälzer und dem Schauspieler André Dietz, selbst Vater einer Tochter mit Behinderung und Preisträger des Bobby-Preises der Lebenshilfe.
"Zum Schwarzwälder Hirsch" war ein riesen Erfolg und wurde mit zwei Grimme-Preisen ausgezeichnet. Mehre Millionen Zuschauer verfolgten die Sendung.
Nun ist die Produktionsfirma an einem neuen Format dran. Auch hier steht das Thema Inklusion wieder im Mittelpunkt.
Diesmal soll es aber nicht ausschließlich um Menschen mit Downsyndrom gehen. Wir als Landesverband würden die Produktionsfirma bei der Suche nach geeigneten Protagonisten für die Sendung gern unterstützen. Den Casting-Aufruf für das neue Format finden Sie am Ende des Artikels zum Download.
Wir haben mit dem Produzenten und Headautor Sascha Gröhl über „Zum Schwarzwälder Hirsch“ und das neu geplante Projekt gesprochen:
Interview mit dem Produzenten und Head-Autor Sascha Gröhl
Landesverband Baden-Württemberg der Lebenshilfe für Menschen mit Behinderung e.V:
Wieso setzen Sie sich als TV-Produktionsfirma für das Thema Inklusion ein?
Sasche Gröhl:
Wir sind fest davon überzeugt, dass Inklusion keine leere Worthülse sein sollte, sondern eine gelebte Realität. Als TV-Produktionsfirma können wir die Wirklichkeit von morgen gestalten, indem wir Normalitäten abbilden und Barrieren durchbrechen. Die Sendung "Zum Schwarzwälder Hirsch" war unser Weg, diesem Glauben eine kraftvolle Stimme zu verleihen.
Landesverband Baden-Württemberg der Lebenshilfe für Menschen mit Behinderung e.V:
Viele Sender trauen sich nicht an das Thema Menschen mit Behinderung. Woran liegt das in Ihren Augen?
Sascha Gröhl:
Die TV-Produktion war eine äußerst herausfordernde Aufgabe, verbunden mit Genehmigungsverfahren, Einschränkungen hinsichtlich der Konzentrationsdauer der Teilnehmenden und begrenzten Drehzeiten. Wir mussten uns durch komplexe Hürden hindurcharbeiten, um unser Konzept umzusetzen. Die Koordination aller Aspekte war anspruchsvoll, von den Genehmigungen bis hin zu den praktischen Dreharbeiten.
Landesverband Baden-Württemberg der Lebenshilfe für Menschen mit Behinderung e.V:
Warum ist es so schwierig, das Thema Mensch mit Behinderung in TV-Formaten zu behandeln?
Sascha Gröhl:
Wir hatten immer dieses Bild im Kopf: Eigentlich muss man die Behinderung gar nicht in den Vordergrund rücken. Unsere Absicht war es, Behinderungen nicht als das bestimmende Merkmal einer Person darzustellen. Vielmehr wollten wir die individuellen Stärken, Fähigkeiten und Persönlichkeiten in den Mittelpunkt rücken, um ein realistischeres und vielschichtigeres Bild zu schaffen.
Landesverband Baden-Württemberg der Lebenshilfe für Menschen mit Behinderung e.V:
Mit welchen Hürden hatten Sie während der Produktion der Sendung zu kämpfen?
Sascha Gröhl:
Die Produktion war äußerst komplex, da sie viele Interessenslagen involvierte. Das umfasste die Restaurantcrew, Betreuer, Cast und Crew von Vitamedia, das Team des Himmelreichs, die Akademie und die Eltern der Teilnehmenden. Die Balance zwischen all diesen Interessen zu finden, war eine zusätzliche Ebene, die neben den Dreharbeiten bewältigt werden musste.
Landesverband Baden-Württemberg der Lebenshilfe für Menschen mit Behinderung e.V:
Wie schwer oder einfach war es, eine Gastronomie zu finden, die Ihre Idee des Formats unterstützt?
Sascha Gröhl:
Wir hatten den Luxus, bei diesem Projekt viel freier experimentieren zu können. Dies war nicht zuletzt auf die starke Grundlage zurückzuführen, die wir durch die Partnerschaft mit dem Himmelreich hatten. Die inklusive Gastronomie mit ihrer angeschlossenen Akademie eröffnete uns die Möglichkeit, mit einem breiten Spektrum an Erfahrungen und Ressourcen zu arbeiten. Dies ebnete den Weg für kreatives Experimentieren und innovative Herangehensweisen.
Landesverband Baden-Württemberg der Lebenshilfe für Menschen mit Behinderung e.V:
Welches Fazit ziehen Sie in Sachen „Zum Schwarzwälder Hirsch“?
Sascha Gröhl:
Einfach trauen, einfach machen. Fehler zulassen, try and error, ausprobieren. Bei der Inklusion kommt es immer auf das Wollen an – sei es bei den Beteiligten, ihren Eltern, Ausbildern oder Arbeitgebern. Es erfordert die Bereitschaft, sich einzubringen, aus Fehlern zu lernen und gemeinsam Schritte vorwärts zu gehen.
Landesverband Baden-Württemberg der Lebenshilfe für Menschen mit Behinderung e.V:
Welche Ziele verfolgen Sie beim neuen Format?
Sascha Gröhl:
Unser Ziel ist es, eine breitere Masse anzusprechen, nicht nur Menschen mit Down-Syndrom, sondern Menschen mit vielfältigen Behinderungen. Wir haben uns ein neues Projekt vorgenommen, bei dem wir zeigen können, welche Potenziale in dieser Gesellschaft vorhanden sind, wenn man sich gegenseitig stützt und einander zugewandt ist. Dieses Projekt wird uns erneut die Gelegenheit geben, inklusive Werte zu vermitteln und ein Zeichen für ein gemeinschaftliches Miteinander zu setzen.
Download Casting-Aufruf
Teilnehmende für Pflege-Projekt gesucht
Protagonist*innen für neues TV-Format gesuchtVitamdedia sucht Teilnehmende für Pflege-Projekt!
Wir von Vitamedia Film haben 2022 mit unserer Dokumentation "Zum
Schwarzwälder Hirsch - eine außergewöhnliche Küchencrew und Tim Mälzer' den
Grundstein dafür gelegt, dass Menschen mit Behinderung eine größere Chance auf
dem ersten Arbeitsmarkt bekommen.
In unserem nächsten TV-Projekt wird es um Arbeitsplätze in der Altenpflege gehen,
denn wir sind nach wie vor der Meinung: Menschen mit Behinderung sollte mehr
zugetraut werden. Statt lange zu diskutieren, wollen wir das Problem direkt angehen
und Gruppen zusammenführen, die voneinander, miteinander und füreinander lernen
können.
In der Altenpflege fehlt es an Personal, an Zeit und an Menschlichkeit. Auf der
anderen Seite stehen Menschen mit Behinderung, die einen Job auf dem ersten
Arbeitsmarkt suchen, Zeit, Freude und Motivation mitbringen und Absagen
bekommen.
Wir gestalten ein mehrmonatiges Arbeitsprojekt, das von einem berufsbildenden
Pflegekurs begleitet wird. Ziel ist im Anschluss eine echte Anstellung auf dem ersten
Arbeitsmarkt. Vox initiiert dieses Projekt und begleitet es gleichzeitig für eine
Langzeit-TV-Dokumentation.
Dafür suchen wir deutschlandweit emphatische, offene und herzliche Teilnehmende
mit geistiger Behinderung ab 18 Jahren. Der Dreh findet voraussichtlich im Frühjahr
2024 in Hessen statt, für qualifizierte Betreuung und Unterkunft ist gesorgt.
Bei Interesse oder Nachfragen, meldet euch gern!
Christine Heekerens, Sarah Lau & Anne Waltermann
Vitamedia Film
Gürzenichstraße 17, 50667 Köln
Tel.: +49 221 1308 9445
E-Mail: casting@vitamedia.de
Website: www.vitamedia.de
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